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Wir bedanken uns bei Sascha Eller, Dirk Förmer, Jerome Gras und Sascha Ruf.

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Alemannias Jahr 2022

Nicht normal!

IN DER PRATSCH blickt in den Rückspiegel



Welch ein Jahr. Vom Fastfünfligisten zum Eigentlichspitzenteam. Und dazwischen jede Menge Tamtam. Die Alemannia konnte eigentlich noch nie fade. Chaotic by nature sozusagen. Aber 2022 war selbst für schwarz-gelbe Verhältnisse ein ziemlich wilder Ritt. Wir blicken zurück. Nicht akribisch, sondern subjektiv gefiltert. Die Tage markierend, die für uns merkwürdig waren und an denen ein Ausrufezeichen gesetzt wurde. 



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 12. Januar 

Ommmm

Das Jahr ist erst ein paar Tage im Amt. Und schon ist dieses Dingens in der Welt. Dieses Dingens, das die philosophischen Zirkel in der Soers von nun an nachdrücklich umtreiben wird. Von dem keiner so ganz exakt weiß, wie man es beschreiben soll. Was es bedeutet. Wie man es spüren kann. Was es mit einem macht. Es wird von heimeliger Mystik umhaucht. Es verspricht wohliges Seelenheil. Es soll der Schlüssel zum ultimativen Ich des Vereins sein. Aufsichtsratschef Marcel Moberz spricht an diesem Tag in einem Interview mit In der Pratsch erstmals ausführlich davon. Und nennt es DNA. 



Genetikpionier Marcel Moberz



D N was?!

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 22. Januar 

Reset

Ein neues Jahr. Die Alemannia steht vor Schicksalsmonaten. Diese beginnen genau heute. Denn schon die Ouvertüre gegen Lippstadt muss gewonnen werden. Alles andere wäre ein erster Sargnagel. Nachdem Sebastian Schmitt mit einem Osterpfingstsonntagsböller die Dose geöffnet hat, marschiert das runderneuerte Team zu einem überzeugenden 3:0-Sieg. Und hinterlässt beim Zaungast ein irgendwie linderndes Gefühl der Unabsteigbarkeit, das später beinahe doch noch als trügerisch enttarnt wird. 

2. Februar 

Pustekuchen

Vor zwei Tagen jubilierte das Volk noch. Zumindest ein klein wenig. Mit dem Jamaikaner Michael Seaton vom BSV Rehden schien die dringend fällige Renovierung des Angriffs geschafft. Doof nur, dass wir hier bei Alemannia Aachen sind. Und da ist eben traditionell Heckmeck. Dieses Mal stimmt etwas nicht mit der Arbeitserlaubnis. Etwas, das misslicherweise erst nach der Vertragsunterzeichnung aufgefallen ist. Folglich verkündet man heute, dass es sich hat mit der Renovierung. Reflexartig zeigen die Finger auf die disputabel agierenden Kollegen in Rehden. Doch das Hin und Her der Schuldzuweisungen ist derart verdächtig schnell beendet, dass es erst gar nicht richtig beginnen kann. 



10. Februar

Beziehungskiste

Blutjung, keine echte Erfahrung im Job. Alemannia traut sich was. Und dieser Erstsemester mit dem freundlichen Unschuld-vom-Lande-Gesicht traut sich was zu. Immerhin ist der Mann seit heute Sportdirektor des Traditionsclubs. Mit dem Auftrag, die Grundlagen für einen möglichst raschen Aufstieg zu schaffen. Schnell wird klar werden, dass Helge Hohl a) einen Plan und b) den dazugehörigen Kopf hat, diesen Plan umsetzen zu können. Aber auch, dass seine Vorstellungen nicht unbedingt mit denen des Trainers übereinstimmen müssen. Also unken nicht allein Küchenpsychologen: Wie lange wird die Beziehung der zwei fußballtollen Alphatiere Hohl und Kilic gut gehen können? Wüssten die Auguren heute schon, was am 12. Oktober passieren wird, würden sie noch ganz andere Theorien schmieden. 



In Schale geschmissen für den neuen Job: Helge Hohl



22. Februar

Has Jebuuurtstag, au hur!

Eigentlich sollte man Alemannia und Köln ja nicht in einem Atemzug nennen. Die Beziehung ist halt ein wenig, nun ja, disharmonisch. Wäre da nicht dieser verwegene Haufen schwarz-gelber Kreuzzügler, der mitten im Feindesland das Adler-Banner verlässlich hochhält. Nun schon seit stolzen zwanzig Jahren. Heute feiern die Kölschen Alemannen Jubiläum. Herzlichen Glückwunsch! 



Damals junger Fanclub in alter Försterei (2003)







19. März

Wiederholungs­täter 

Man kann es ja verstehen. Wenn Du als in der Regel weniger torjagender Innenverteidiger dem gegnerischen Keeper einen solchen Strahl um die Ohren ballerst, dann willst Du das unbedingt nochmal erleben. Klappt nur nie. Sonntagsschuss bleibt eben Sonntagsschuss. Es sei denn, Du bist Franco Uzelac. Dann bekommst Du die Wiederholung derart zuverlässig hin, wie sonst nur das ZDF seine allweihnachtlichen Sissi-Aufgüsse. Die Gleichung, die Alemannias Nummer Vier an diesem Nachmittag in Wegberg aufmacht, ist so simpel wie sie unlösbar ist: gleicher Ort, gleiche Halbzeit, gleicher Rasenfleck, gleiche Distanz. Keine große Sache für den Abwehrrecken. Der hebt an diesem Nachmittag jede Wahrscheinlichkeitsrechnung aus den Angeln. 



Kein Mensch, kein Tier.

Nummer 4!



27. März

Comeback verhunzt

Monatelang war der Tivoli in etwa so lebendig wie ein französischer Autorenfilm. Statt zügelloses Grölen beherrschte dezentes Klatschen die triste Kulisse. Und wenn die Emotionen sich dann doch einmal Bahn brachen, äußerte sich das im besten Fall in bräsigen Ohs und Ahs. Ab heute soll das wieder anders werden: Nach einem schier endlosen Stehplatz-Lockdown wird die Werner-Fuchs-Tribüne reeröffnet. Doch sie scheint noch etwas eingerostet zu sein. Jedenfalls kann sie der Mannschaft nicht helfen. Am Ende leuchtet eine 0:1-Niederlage gegen Rödinghausen auf der Anzeigentafel.





6. Mai

One of those nights

Diese 90 Flutlichtminuten gegen Fortuna Düsseldorf Zwo werden über Sein oder Nichtsein entscheiden. Wohl kaum ein Spiel in der bestimmt nicht dramaarmen Geschichte dieses Vereins war derart existenziell. Um 21:15 Uhr kann mindestens jede Menge, leicht aber auch alles, vorbei sein. Doch der Flingerer Nachwuchs wird zum Spielball des unbändigen Willens und der tiefsten Überzeugung der Mannschaft. Und sollte es noch einen Restzweifel geben, spült diesen eine von der Stehtribüne wuchtig hinunterbrandende Monsterwelle weg. Das Team mit seinem Trainer und das Volk mit dem Team. Dieser Pakt hält und rettet der Alemannia das Leben. Ein Abend für die Annalen.



You gotta fight for your right to party!

Es war sein letztes Heimspiel. Und so ein wichtiges. Zum Saisonende hängte Peter Hackenberg die Schuhe nach 185 Spielen in Schwarz-Gelb an den Nagel.

An diesem Freitagabend schnappte sich der Käpt'n nach dem Schlusspfiff noch einmal das Mikrofon:

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31. Juli

Full House

Es ist erst das zweite Spiel der neuen Saison, und es ist Heimpremiere. Zum Kick gegen den fiesen Nachbarn aus dem Rurgebiet machen mehr als 11.000 Zuschauer die Hütte voll. Zunächst wird der ungeheure Zuspruch mit der vorgeblichen Brisanz der Partie erklärt. Doch in Wahrheit wird an diesem Tag ein Trend gesetzt. Befeuert durch ein wiedererstarktes Interesse an der Alemannia. Bis zum Winterstopp wird man vier Mal fünfstellige Zuschauerzahlen verbuchen können. Auch der Rest der Begegnungen ist derart gut besucht, dass man locker zum Zuschauerkrösus aller Regionalligen avanciert. 

Gegen Preußen drücken immer alle auf die Tube.



24. September

Von der Kette gelassen

Souveräner Spitzenreiter, 22 Mal in Folge ungeschlagen, einziger ernstzunehmender Aufstiegskandidat: Den westfälischen Preußen scheint man nicht beikommen zu können. Doch der Tivoli erweist sich als uneinnehmbar. Die Münsteraner Westexpedition geriert zum schwarz-gelben Spektakel. Der Primus hat einer entfesselten, bis unter jede einzelne Haarspitze motivierten und von einem inbrünstig tobenden Mob angetriebenen Alemannia kaum etwas entgegen zu setzten. Im Grunde genommen gar nichts. 

9. Oktober

Tiefflieger

War ja ewig nahezu unauffällig friedsam an der Krefelder Straße. Und wäre es wohl auch geblieben. Nur leider vergisst ein von jeglicher Ratio unbelasteter Brausekopf sämtliche Lektionen seiner Aggressionstherapie und teilt dem Schiri-Assistenten seinen Unmut per Flugplastik mit. Nein, nicht vom üblicherweise allzu gerne verdächtigten Block hinter dem Tor aus. Nee, aus der Eltern-Kind-Gruppe heraus. Eine pädagogisch nur limitiert vorbildliche Aktion. Die Folgen der Tiefflieger-Aktion: Spielabbruch, Niederlage am grünen Tisch und eine saftige Geldbuße. 



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„Das ist ja wieder typisch, Schatz! Zu Hause triffst Du nicht mal den Papierkorb.“

12. Oktober

Güle güle, Fuat! 

Krawumm. Der nächste Wirkungstreffer. Scheinbar aus dem Nichts heraus wird die Ära Fuat Kilic für beendet erklärt. Desaströse Performance? Putschende Spieler? Verlotterte Finanzen? Keines der bewährten Alemannia-Alibis kann herangezogen werden. Auch den Bierbecher hatte der Coach dem Mann an der Linie nicht an den Kopf geworfen. Höchstens ein paar Verbalinjurien. Und doch ist das Überraschungsmoment kein sonderlich großes. Ein Blick zurück auf den 10. Februar genügt. 



3. November

Gift und Galle

Na da hat sich wohl so Einiges angestaut. Aufsichtsratschef Marcel Moberz teilt seine alemannischen Befindlichkeiten ja ohnehin bevorzugt ziemlich unbekümmert und volkstümlich via Facebook mit. Doch heute lässt er selbst für seine Verhältnisse ordentlich Druck vom Kessel. Er hängt der Lokalpostille das Etikett „erbärmlich“ um. Vielleicht nicht gerade die brillanteste Strategie. Aber mein Gott: Der Mann hat ja irgendwo auch Recht. Übermorgen steigt das Spitzenspiel der Regionalliga West. Alemannia wird als Tabellenzweiter den Dritten aus Rödinghausen empfangen. Die vorfreudige Spannung ist allerorten mit Händen zu greifen. Man erwartet mehr als 10.000 Zuschauer. Und zielsicher spuckt das Ortsblatt kräftig in die Suppe. Händchenhaltend mit der Polizei erklären sie den Stadionbesuch schrill und großflächig zu einem fragwürdigen Vergnügen. Weil der Verein nicht für adäquate Sicherheit sorgen würde. Nicht das erste Mal, dass sich die Edelfedern als heckenschießende Giftspritzer betätigen. 



Diese verdammten Emotionen …

26. November

Königsklasse

Aachen? Vierte Liga? Quatsch! Die Werner-Fuchs-Tribüne präsentiert sich First-Class-tauglich. Eine gigantische schwarz-gelbe Choreografie überdeckt die gesamte Fläche dieses mächtigen 10.500-Menschen-Walls. Ein Bild, das Sky-Kameras vielleicht in der ein oder anderen Bundesligamanege einfangen dürfen. Das aber ganz sicher nicht in die Unterklassigkeit der Regionalliga-Diaspora passt. Nicht zum ersten Mal im Laufe dieser Saison illustrieren die gewöhnlich gescholtenen Ultras mit einem Christo-würdigen Verhüllungswerk, welch erstklassiges Potential in Aachen schlummert. Das nur darauf wartet, endlich wachgeküsst zu werden. 









9. Dezember

Gut so!

Alles andere wäre ja auch unverkäuflicher Tinnef gewesen. Schließlich sind es Helge Hohls Philosophie und Helge Hohls Plan. Wer anderer hätte also das Projekt Alemannia weiter voranbringen sollen als Helge Hohl? Dass das Ding zudem aufgehen kann, hat man ja gesehen. Nach seiner Devise: „Wir denken nicht in Problemen, wir denken in Lösungen“ spielt die Mannschaft einen hoch attraktiven, weil dynamischen Offensivfußball. Da zeigen sich technisch-taktische Fähigkeiten, die man offenbar Jahre lang in tiefster Erde verbuddelt gelassen hat. Und zehn ungeschlagene Pflichtspiele in Folge sind ja auch nicht pillepalle. Somit sind es eigentlich keine Breaking News, dass der Mann seit heute hauptamtlich auf der Trainerbank Platz nimmt. 















Mehr vom Pratsch gibt es auch 2023 in diesen Ecken des Internets:

Und manchmal besoffen bei …



Wir bedanken uns bei Sascha Eller, Dirk Förmer, Jerome Gras und Sascha Ruf.